Neapolitanisches Orgelpositiv


Das Orgelpositiv wurde von einem Mitglied des Fördervereins privat erworben und dem Museum als Leihgabe überlassen.

Datierung 1734 aufgrund von Dekorelementen im Prospekt

Windversorgung durch zwei seitlich aufziehbare Bälge; alternativ: elektr. Schleudergebläse (im Unterbau); Registerzüge in Messing; Klaviatur mit Buchsbaumbelag; Prospekt mit originalen Flügeltüren verschließbar; neue, stilistisch passende Orgelbank in Nußbaum.

Erbauer und Herkunft des Instruments sind nicht dukumentiert; möglicherweise handelt es sich um ein Instrument von Domenico Rossi bzw. der Familie Rossi. Als Typ gehört die Orgel jedenfalls eindeutig zum neapolitanischen Orgelbau des 18. Jahrhunderts. Ornamentik und Bemalung (im „maurischen Stil“) deuten nach der Einschätzung von Kunsthistorikern auf die Zeit hin, als Neapel aufgrund des spanischen Erbfolgekrieges spanisch wurde. Denn maurische bzw. islamische Einflüsse, wie sie die Dekoration der Orgel erkennen lassen, sind in der spanischen Kunst noch im 18. Jahrhundert wirksam. Ursprünglicher Standort der Orgel war vermutlich der Chor einer größeren Kirche.

Ab den 1970er Jahren wurde das Instrument in technischer Hinsicht durch Orgelbaumeister Ignaz Sandtner restauriert. Das Pfeifenwerk war zuvor von einem italienischen Orgelbauer (B. Formentelli) restauriert und ergänzt worden.

Um die Orgel auch in der Normallage („Äquallage“) bespielbar zu machen, fügte man 1985 das Register Bordone 8´ ein (erkennbar am naturbelassenen Holzeinsatz unterhalb der Klaviatur), ebenso ein elektrisch betriebenes Schleudergebläse. Beide Maßnahmen sind voll reversibel. 

Bedeutung:

In allen wesentlichen Teilen original erhaltenes Zeugnis des neapolitanischen Orgelbaus der 1.Hälfte des 18. Jh.; eindrucksvolle originale Farbfassung in Zinnoberrot; gut erhaltener Prospektdekor einschl. Bemalung; unverfälschtes Klangbild des 18.Jh.; technisch voll funktionsfähig; optisch ein „Eyecatcher“.

Willibald Kerschensteiner, 2017